Dienstag, 21. Mai 1996

Sydney Ellis: Blues-Lady

Ein besonders gutes Blueskonzert erlebten rund 80 Zuhörer jetzt im Reutlinger »Jazzclub in der Mitte«. Die Sängerin Sydney Ellis war mit drei Begleitern zu Gast und sang, von »Georgia« bis »Ramblin' On My Mind«, ein klassisch feines Blues-JazzProgramm.

Die Dame aus Cleveland/ Ohio brauchte allerdings eine Weile, bis sie auftaute: Anfangs sah es so aus, als ob's ein sehr steifer Abend werden würde. Aber nach zwei, drei Songs wurden Chefin und Band lockerer - solange, bis Drummer Clarence Blue ein Splitter von seinem Schlagstock ins Auge flog. Da gab's erstmal eine Zwangspause.

Aber dann brachten die vier vom Publikum heftigst beklatscht stimmige, atmosphärische Musik. Da störten die paar Patzer von dem ansonsten federnd spielenden E-Bassisten Jeff Fournier wenig.

Neben der dunkel timbrierten, warm und einschmeichelnden Stimme von Ellis fielen besonders die Linien von Tenorsaxophonist Hollis Gilmore auf: Der Mann erwies sich — von der Phrasierung her betrachtet — als wahrer »soulbrother«. Und die Art und Weise, wie er geschickt und musikalisch effektiv die Gesangspausen von Sydney für Eigenes nutzte, verriet grosse Sensibilität.

Ein Ausnahme-Konzert also — das übrigens ziemlich zufällig zustande kam: Sydney Ellis war vor Monaten mal bei einer »Mitte«-Session in den Gartenstrassen-Keller »hereingeschneit« und hatte Gefallen an dem Club gefunden. Wenn's nach den Besuchern ihres Konzerts geht, darf die Sängerin gerne wiederkommen.   (mpg)

500 von 5000

In diesem Blog habe ich 500 von rund 5000 Artikeln und Kritiken archiviert, die ich zwischen 1984 und 2012 in verschiedenen Tageszeitungen v...