Vorboten des heissen Tübinger afrobrasilianischen Wochenendes in vier Wochen: Die Musiker der Gruppe »Olodum«, die jetzt im Foyer der Mensa Morgenstelle gastierten. Gut 500 mögen zu der hypnotisierenden, »magischen axe music«, der gegenwärtig am meisten gehörten Pop-Sorte Brasiliens, getanzt haben. Das sind eigentlich nicht besonders viele — »Olodum« ist auf vielen Platten von US-Stars — von Paul Simon bis Michael Jackson — zu hören und mit Sicherheit die bekannteste zeitgenössische Band ausserhalb der Spezialistenzirkel.
So war auch das Publikum bunt gemischt; Landsleute der Musiker aus Salvador da Bahia waren diesmal ganz eindeutig in der Minderzahl. Und trotzdem glich die Stimmung im Mensa-Foyer schnell der auf einem ausgelassenen Fest, als die 14 Musiker — darunter alleine eine neunköpfige Trommel-Sektion — auf die Bühne kamen.
Der »Samba Reggae«, den die Perkussionisten, ein Keyboarder, ein Gitarrist, ein Sänger und zwei Sängerinnen bringen, ist nichts Neues: Diese Verschmelzung zweier Musikkulturen — der des brasilianischen Nordens und der Jamaikas — war schon in den 80ern auf einem enormen Popularitäts-Hoch und liegt nahe: Weil nur relativ wenig Atlantik-Wasser zwischen Salvador da Bahia und den Hafenstädten Westafrikas liegt, war auch die musikalische Bindung an Afrika besonders eng.
Wieder mal ist also nicht das »was«, sondern das »wie« entscheidend: Die Rhythmen wären in dieser Masse langweilig, wären da nicht jene mikrofeinen, schwebenden Betonungsverschiebungen. Die beherrschen die »Olodum«-Musiker lässig wie im Schlaf.
Dazu kommt ein schier unglaubliches Energielevel, auf dem die Band das ganze Konzert über arbeitet.
Hätte nicht der Mann am Mixer die sowieso schon recht laute Angelegenheit noch über Gebühr ohrenschädigend laut verstärkt, gäbe es nichts zu Motzen. (mpg)
Dienstag, 4. Juni 1996
Olodum: Die Magie der Trommeln
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