Die (längst) verdiente »offizielle« Anerkennung bekamen die beiden Jazzer Andreas Maile (Stuttgart) und Peter Lehel (Karlsruhe) am Freitagabend im Tübinger »Sudhaus« verliehen. Der Jazzclub hatte in Kooperation mit dem »Jazz im Prinz Karl« und dem Derendinger Kulturzentrum zum Preisträgerkonzert des Jazzpreis Baden-Württemberg 1996 eingeladen, der Südwestfunk schnitt das Konzert mit.
Die Musik, die die beiden Saxophonisten seit Jahren schon stetig und — trotz der in diesem Genre leider üblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten — beharrlich entwickelt haben, war an diesem Abend nicht die Hauptsache.
Zur richtig mitreissenden Angelegenheit wurde erst das späte Konzert des zweiten Preisträgers Peter Lehel. Mit seinen drei Mitmusikern ging er direkter, zupackender als Mailes Quartett ans Werk. Dessen Vorstellung zusammen mit dem ausgezeichneten Nic Thys am Bass, Patrick Manzecchi an den Drums und seinem Gitarren-Partner Olaf Stötzler litt ausserdem an der etwas merkwürdigen »Abendregie«: Musik- und Redebeiträge wechselten in kleinen Häppchen. Wer Andy Maile oder Peter Lehel einmal in »voller Aktion« erleben möchte, geht einfach in einen der regionalen Jazzkeller. Dort sind beide regelmässig und häufig zu hören — auch in Tübingens Club in der Haaggasse liefern beide immer wieder Jazz vom Feinsten.
Hervorragende Musiker, da waren sich die zahlreich erschienenen Jazz-Insider sicher, gibt's hierzulande genug. Dass die meisten alleine von Konzerten nicht leben können, liegt auch am Publikum, wie Saxophon-Professor Bernd Konrad (Musikhochschule Stuttgart) nach der Begrüssung durch den Jazzclub-Chef Dizzy Krisch und Tübingens Bürgermeisterin Gabriele Steffen mahnte: »Jazz braucht nicht nur offene Ohren, sondern auch offene Taschen. Und ein Publikum, das sich nicht nur zu den großen Events hingezogen fühlt, sondern auch junge Musiker fördert«. Im übrigen warnte Konrad davor, dass Baden-Württemberg »seine Vorreiterstellung als Jazzland« durch Kürzungen verlieren könne.Am schon mehrfach in den vergangenen Jahren nominierten Maile lobte der bekannte Jazzprofessor besonders dessen Flexibilität und Vielseitigkeit.
Als Vertreter des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst war Hans-Jürgen Müller-Ahrends abgesandt; der Ministerialdirigent erheiterte all mit seiner launigen, alles andere als trockenen Ansprache. Er habe Minister von Trotha wegen eines anderen Termins zu entschuldigen, meinte Müller-Ahrends, »wenn's nicht der Ministerrat wäre, würde ich sagen, das ist ein Betriebsausflug«.
Den Preisträger Maile charakterisierte der Landesbeamte schmunzelnd als »typisch schwäbisch«. Er sei »heimatverbunden und weltoffen«, sein Werdegang habe ihn immer wieder »von der Heimat nach aussen geführt«. Andreas Maile selbst machte angesichts so vieler Worte über ihn einen fast verlegenen Eindruck und wollte viel lieber spielen. In seiner angenehm kurzen Danksagung erwähnte er besonders seine Eltern, "ohne die das alles sehr schwer gewesen wäre". (mpg)
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