Klein, aber sehr fein: Geiger Mark Feldman und Saxophonist Wolfgang Puschnig spielten bei ihrem Gastspiel im Tübinger »Zentrum Zoo« Duo-Jazz, wie man ihn wirklich nicht alle Tage hört — und bekamen für ihre in jeder Hinsicht gelungene Vorstellung von den rund 70 Gästen gerechtfertigt viel Applaus.
Beiden gelang nämlich das Kunststück, schiere Virtuosität mit sehr warmherzig klingender Musikalität zu verbinden; ausserdem vergassen Puschnig und Feldman bei allem Willen um einen persönlichen Ausdruck und Unverwechselbarkeit das Publikum nie: Es gab in der Gegend bisher nur selten solch anspruchsvollen, kammermusikalischen Gegenwartsjazz zu hören, der so locker, leicht und witzig verpackt war.
Der Saxophonist — mit dem »Vienna Art Orchestra«, das er gegründet hat, ist er weltberühmt geworden — und der New Yorker Avantgardegeiger haben sich erst vor einem dreiviertel Jahr musizierend beim österreichischen Festival in Saalfelden kennengelernt. Kaum zu glauben: Die improvisatorischen »Blindflüge« der beiden hörten sich im »Zoo« nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit an, elegant und souverän klang ihr (stellenweise an tatsächliche Gespräche) erinnernder Dialog.
Und die beiden Jazzer deckten — für den Fan ist's kein Wunder — stilistisch eine überaus breite Palette ab. Mal jagten die beiden in erhöhtem Tempo be-boppend durch die Skalen, mal ironisierten sie »the golden Age of Swing« oder veralberten zitierend Pop-Stilistiken. Puschnig und Feldman gelang innerhalb eines Konzertes eine lange Zeitreise: Manch freien Ausbruch konterkarierte das Duo dann wieder mit präzise umgesetzter, Idassich-barocker Formstrenge.
Abwechslungsreich und humorvoll war also dieser erste »surprising moment« des »Zoo«, und auch noch in anderer Hinsicht besonders erwähnenswert: Besonders Puschnig reizte akustisch nicht aufdringlich, sondern stellenweise schon nah am Rand der Unhörbarkeit. Und bekam flüsternd (alter Pädagogen-Trick!) und in sein Sax hauchend die ganze Aufmerksamkeit des Publikums. (-mpg)
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