Zurückgenommen, bescheiden — aber in jeder Hinsicht auf höchstem Niveau und auch selbstbewußt zeigte sich der Weltklasse-Jazztrompeter Art Farmer bei seinem von Tobias Festl organisierten Reutlinger Gastspiel.
Das lange Konzert des 69jährigen im »Maximilian« — alleine bis zur Pause spielten Farmer und seine Begleiter mehr als eineinhalb Stunden — war eines von nur insgesamt drei in ganz Deutschland. Da hätten die Reutlinger Jazzfans eigentlich »nix wie hin« müssen — aber mit rund 70 Besuchern war das »Maximilian« vergleichsweise schlecht besucht. Immerhin hörten viele Jazzmusiker aus der Region zu.
Farmer war schlecht zu Fuss, aber sein Spiel auf der »Flumpet« — eine Kreuzung aus Trompete und Flügelhorn — ist nach wie vor von technischer Brillanz und großer Musikalität geprägt. Aber Farmer spielte die vielen schnellen Läufe nicht zum Selbstzweck, sondern verstand sie wohl eher als schmückendes Beiwerk um den Kern der Sache herum.
Und der lag im »Maximilian« eindeutig bei den Jazz-Klassikern. Ob mit Horace Silver, Charlie Parker (»Moose the Mooche«) oder Thelonious Monk (»I Mean You« und, sehr schön sanft gespielt, dessen Über-Standard »Round Midnight«): Art Farmer stellte seine große Kunst wieder einmal in den Dienst der Klassiker.
Seine Begleiter zeigten sich dabei als gleichwertig — allen voran der sehr geschickt zwischen Harmonie- und Solospiel wechselnde Piano-Mann Fritz Pauer. Paolo Cardoso liess seinen Kontrabaß sehr sanglich klingen, lieferte dabei im Verbund mit dem jungen, aber musikalisch offensichtlich schon sehr erfahrenen Drummer Mario Gonzi eine abwechslungsreiche, spannungsvolle Rhythmus-Basis. Und Tenorsaxer Harry Sokal kontrastierte des öfteren die ausbalancierte und überlegt wirkenden Linien von Art Farmer mit teils ziemlich heftigen Temperamentsausbrüchen. Logisch, daß es für alle fünf Musiker heftigen Applaus gab.
Autor: Martin Gerner
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