Durch das komplette Programm des »13. Internationalen Tübingen Festival« zieht sich wie ein programmatischer roter Faden die Verschmelzung der Musikkulturen zum Start des »Zoo«-Veranstaltungsreigens gab's jetzt mit »Olodum« besonders erfolgreiche brasilianische Musik-Mixer zu hören.
Rund 600 waren zögerlich in die Mensa Wilhelmstraße gekommen, vielleicht die Hälfte davon Brasilianer. Das Konzert fing — wohl auch wegen Der wenigen Zuschauer, die rechtzeitig da waren — mit satter Verspätung an.
Aber die Wirkung des Samba-Reggaes, den die trommelnden Politaktivisten von »Olodum« aus Salvador de Bahia vor einem Jahrzehnt miterfunden haben, setzte auch diesmal sofort und nachhaltig ein: Die zwölf Musiker (dreiviertel davon Trommler) plus Tänzer brauchten keine drei ihrer insgesamt gut zwei Dutzend Konzert-Titel zu spielen, bis die meisten im Publikum mit kreisenden Hüften und emporgereckten Armen begeistert mit dabei waren.
Stocknüchtern betrachtet ist an der Kombination von sehr eingängigen, für Europäer wohl dezent melancholisch oder manchmal auch sehnsüchtig klingenden Harmonien und Brasil-Rhythmen im verschobenen Reggae-Offbeat ja eigentlich nicht viel dran. Es ist die — in den Grundrhythmen oft ähnliche, aber von permanenten feinsten Verschiebungen geprägte sprichwörtliche akustische Macht der Trommeln bei »Olodum«, die einem diesen stellenweise fast schon hypnotischen Ohrenkitzel verschafft.
Von den Auswirkungen auf den Bewegungsapparat, wie gesagt, mal ganz abgesehen...
Die schon bewegungslos kaum erträgliche Hitze war schnell vergessen, das Tanzfieber, man kennt das schon von den Tübinger Brasil-Veranstaltungen, besonders unter den Landsleuten der Musiker heftigst ausgebrochen: Ein stimmiger Festivalauftakt in größtenteils ausgelassener Party-Stimmung. (-mpg)
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