Chick Corea und Gonzalo Rubalcaba auf einer Bühne - danach müssten sich die Jazzfreaks hierzulande eigentlich die Finger lecken: Der eine war wesentlicher Motor von Jazzrock und Latinjazz, hat als Pianist mit zahllosen Star-Partnern seine stilübergreifende Klasse bewiesen.
Der andere gilt als kubanisches Wunderkind, wurde vor 15 Jahren mehr oder weniger von Dizzy Gillespie entdeckt und hat sich mit oft furios rhythmischen Einspielungen seitdem die Wertschätzung des Fachpublikums erarbeitet.
Beim Stuttgarter »JazzNights«-Gastspiel des Giganten-Duos war der Beethovensaal der Liederhalle höchstens zu einem Drittel gefüllt. Und das, obwohl Corea nicht wie viele andere US-amerikanische Aushängeschilder seine Europatournee nach dem 11. September abgesagt hat, sondern sich »nach der ersten Depression entschloss, weiterzuspielen, um die Menschen zu bewegen . .«
Na ja - überschäumende Emotionalität kann man dem Duokonzert in der Liederhalle nicht bescheinigen, auch ergaben sich keine solch begeisternden Zwiegespräche, wie man sie etwa aus manchen (mitgeschnittenen) Konzerten zwischen Corea und Friedrich Gulda kennt.
In den gemeinsam bestrittenen Teilen zeigte sich der Amerikaner meist als der rhythmischere der beiden, während der Kubaner Rubalcaba höchst virtuos seine spieltechnische Meisterschaft bewies und auch, dass ihm improvisatorisch abseits ausgetrampelter Spielpfade viel einfällt.
Packend war indes nur Rubalcaba in seinem langen Solo-Part -- und ausgerechnet da bediente er das Klischee vom »feurigen Kubaner« am allerwenigsten, zeigte sich stattdessen oft von einer introvertiert-träumerischen Seite: Für den »Newcomer« Rubalcaba gab's mindestens so viel Applaus wie für den »alten Hasen« Corea.
Autor: Martin Gerner
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