Nach längerer Pause zeigte sich Georg Ringsgwandl, (auch) so etwas wie ein Karl Valentin unter den deutschen Rockmusikern, jetzt wieder einmal in Tübingen. Das Konzert in der bestuhlten Mensa Wilhelmstraße war gut besucht.
Drei Jahre lang gab es nichts vom bayerischen Schräg-Rocker zu hören, und das Album, mit dem er an wenigen Terminen pro Monat unterwegs ist, hat auch bald schon wieder ein Jahr auf dem Buckel. Einer wie Ringsgwandl, der auch in Tübingen auf eine feste, gewachsene Fangemeinde bauen kann, mag es sich leisten können, auf gängige Veröffentlichungsstrategien - Faustregel: eine Platte plus Tour pro Jahr - zu verzichten.
Zumal, wenn er dann so erwachsene, gut gemachte Rockmusik abliefert. Noch nie haben Ringsgwandl und seine Musiker so souverän geklungen, noch nie gab's in Tübingen ein musikalisch reiferes Ringsgwandl-Konzert zu erleben.
Natürlich verzichtet der Chef nicht auf ausgedehnte, kabarettistisch-satirische Einlagen, lässt wie früher aus Alltagsbegebenheiten das nackte Chaos wachsen etwa bei einer trockenen Schilderung eines hanebüchenen Urlaubserlebnisses.
Aber: Angesichts der Klasse, die Ringsgwandl und seine Musiker Martin Thalhammer (Bass), Herbert Thaller (Schlagzeug) und allen voran der exzellente Slide-Gitarrist Nick Woodland als Musiker zeigen, angesichts der atmosphärischen Dichte, die Ringsgwandl im »Brucknwirt«, »C 'est la vie« oder »Weggehn« als Songschreiber erreicht, wirken die reinen Wortbeiträge im Vergleich blass.
Ganz zarte, luftige, weitgehend »akustisch« klingende Rockmusik zwischen Rock 'n' Roll, Country und Blues macht dieses großartige Quartett. Drei Jahre lang haben sie sich - so will es die Legende - abends um den Küchentisch gesetzt und geschrammelt, bis alles Überflüssige von den Songs abgefallen war.
»Gache Wurzn«, so der Titel der aktuellen CD und auch der Tour, zeigt einen schrägen Spötter, der sich vom nervös-schrillen Punk zur zurückgelehnt musizierenden Songwriter-Größe gemausert hat: Die zeitlos schöne, klassische Rockmusik - der Berichterstatter hat sich oft an J J Cale erinnert - kam auch bei den Tübinger Konzertbesuchern hervorragend an.
Autor: Martin Gerner
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