Nein, scheu sind die Herrschaften aus Stuttgart nicht. Patricia Moresco, das einzige Girl unter den »Shy Guys«, schon gar nicht. Als Mannheimer »Blomaul«, das durch Zufälle ans Keyboard einer dritt-, nein: viertklassigen Amateurband geraten ist, macht sie die äußerst erheiterten Zuschauer in der Reutlinger »Färberei« dauernd an: »Subbäh, escht, subbäh hier«.
»Super« fand das Reutlinger Publikum das Best-of-Program der Stuttgarter Musik-Comedytruppe - Gekicher und Applaus waren laut und lang. Als »De la Snow« - Alpenrapper lieferten die seit sieben Jahren zusammenarbeitenden Allround-Entertainer eine (musikalisch überzeugende) Veralberung neuerer Disco-Musik ab oder brachten mit »Mahatma Gaudi« samt diversen »Dbrachdrehlern« das Publikum zur Erleuchtung: »Sei klug, bleib dumm!«.
Dumm sind die Scherze der »Shy Guys« nicht unbedingt — nur manchmal schlichtweg saublöd. Wenn die Truppe in »germanischen« Kostümen über die Bühne wankt und zu einer Musik irgendwo zwischen »Wagner« und »Auweia« den »heiligen Snack-Riegel Runi« anpreist, wenn zum »Mozart-Festival über drei Gewinnsätze« ein Kommentar in der Art von Sportreporter Gerd Rubenbauer zum Geigengewimmer dröhnt - dann sind die »Shy Guys« ganz nah dran an der Grenze des sogenannten guten Geschmacks.
Ähnlichkeiten mit dem Humor der- britischen »Monthy Python« sind vorhanden. Die »Shy Guys« verlassen auch in der »Färberei« ständig den »intellektuellen Sektor«, wie sie selbst formulieren. Da braucht es nicht erst die mit Wasser gefüllten Gläsern jonglierenden »Tequila-Kampftrinker«, die für gehörig Feuchtigkeit in den ersten Publikumsreihen sorgen…
Mitunter schauen die Stuttgarter aber auch scharf und genau hin. Der wild pöbelnde Rocksänger »Mini Cooper« (Klar, dass eine schräge Parodie des real existierenden Alice Cooper auf der Bühne steht) entpuppt sich im Interview als Lehrer »mit unheimlich viel Spaß am Rollenspiel«. Showbusiness halt!
Autor: Martin Gerner
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